DIE ZEIT VOR PETE PEASANT
Ja, wie kam es denn zum Musiker bzw. Namen „Pete Peasant“?
Das Leben dieses gewissen „Pete Peasant“ begann also unter dem sehr unmusikalischen Namen „Georgpeter Gebauer“ – und dies noch während der Wirren des 2. Weltkriegs. Dieser tobte nach seiner Geburt noch etwa ein halbes Jahr lang. Der kleine Georgpeter musste – auf den Armen seiner Mutter – noch einige Male zu seiner Sicherheit in einem Luftschutzbunker untertauchen. Es ging aber vorerst alles gut…
Georgpeter hatte dann jedoch im Alter von 5 Jahren einen schweren Autounfall, musste ins Krankenhaus und kam dadurch erst verspätet in die Schule. Die Volksschule wurde gut absolviert, es reichte sogar noch für die Mittelschule. Die Mittlere Reife wurde „mit Ach und Krach“ gerade so geschafft. Da lag in erster Linie daran, dass er wenig Interesse am schulischen Lernen verspürte. Sein Interesse galt dem Sport, vor allem für Fußball und Leichtathletik konnte er sich begeistern. Musik hingegen spielte kaum eine Rolle.
Nach Erhalt der Mittleren Reife im Jahre 1961 begab sich Georgpeter in eine Lehre zum Schriftsetzer beim DARMSTÄDTER ECHO. Diese endete mit erfolgreichem Abschluss im Jahre 1964. Im Laufe der Jahre wurde aus dem „Georgpeter“ ein „Peter“, denn dieser „Georg“ war irgendwie überflüssig und ihm gefiel der Doppelname nicht so sehr. Seit den 60er Jahren gab es (außer ein paar älteren Verwandten) kaum noch jemanden, der ihn bei seinem vollen Vornamen nannte. Er hieß fortan „Peter“. Und auch der „r“ sollte bald mehr und mehr in den Hintergrund treten…
Das hing in erster Linie mit dem Jahr 1964 zusammen. Nach Abschluss seiner Lehre und Eintritt ins Berufsleben in diesem Jahr geschahen in seinem Alltag seltsame Dinge. Dass er im August 1964 seinen Führerschein machte und ab sofort ein eigenes Auto fuhr (einen grün-weißen Opel Kadett mit dem Kennzeichen DA-EK 482), ist ja noch normal. Aber dass da aus England plötzlich eine ganz ungewöhnliche Art von (Beat) Musik nach Deutschland herüberschwappte und zudem eine Band namens „THE BEATLES“ auf der Bildfläche erschien, damit war nicht zu rechnen. Und vor allem, dass dies für Peter eine Bedeutung haben sollte. Musik war bisher nicht sein Ding. In der Schule hatte er in Musik die Note 4, er hatte daran kein Interesse und singen wollte er schon gar nicht.
Doch dann kam dieses ominöse Jahr 1964, das aus Georgpeter einen „Pete“ machte. Ja, eine neue Musik elektrisiert die deutsche Jugend: BEATMUSIK! Beatles, Stones, Kinks, Searchers usw.. Unfassbar tolle, ungewohnte Musik. Kein Wunder, dass da viele Jungs auch mitmischen wollen. Warum sollte das bei Peter Gebauer aus Darmstadt-Arheilgen, 20 Jahre alt, anders sein. Eigentlich viel mehr an Sport interessiert als an Musik. Aber diese neue Musik – die bietet plötzlich ganz neue Möglichkeiten, sich zu positionieren, evtl. sogar zu profilieren. Und diese langhaarigen Beatmusiker sehen alle so toll aus…
Ja, auch das Aussehen, das spielte plötzlich eine Rolle. Peter, bisher eine graue Maus, ohne Chancen beim anderen Geschlecht, unauffällig mit schwarzer Hornbrille und brav gescheitelten Haaren unterwegs, fand die Beatles-Frisur ganz toll. Sehr zum Leidwesen von Eltern und Großeltern.
Sein Aussehen war ihm bisher egal – bei Fußball und Leichtathletik kommt es ja nicht darauf an, wie man aussieht. Hinzu kommt: Da trägt er, kurzsichtig wie er ist, beim Fußball eine sogenannte „Sportbrille“ mit kreisrunden Gläsern und biegsamen grauen Ohrenbügeln. Fast schämt sich für sein Aussehen mit dieser Brille. Dass eine ähnliche in einigen Jahren „John-Lennon-Brille“ heißen wird und er sie dauerhaft und manchmal sogar mit Stolz tragen wird – das ahnt er da noch nicht.
Nun war aber alles anders. Kurze Haare, Scheitel und Hornbrille ade, jetzt hieß es Haare wachsen lassen, Brille wechseln oder auf Kontaktlinsen umsteigen. Peters Aussehen veränderte sich innerhalb von Monaten grundlegend, er war kaum wiederzuerkennen. Aber ein „Beatmusiker“, den er jetzt sein wollte, muss eben so aussehen. Dass Peter eine Band gründete und fortan selber Musik machte, er plötzlich sogar wagte, selber zu singen, das hatte auch zur Folge, dass aus Georgpeter Gebauer ein Pete Peasant wurde.
Es war für ihn und seine neuen Musikerkollegen unvorstellbar, mit diesen langweiligen deutschen Vor- und Familiennamen als Beatmusiker auf einer Bühne zu stehen und englischsprachige Songs zu trällern. Das Quartett „THE COUNTS“ (siehe mehr dazu auf dieser Homepage) musste sich passende Namen einfallen lassen. Die Vornamen etwas auf „englisch“ machen und die Nachnamen so gut wie möglich ins Englische übersetzen:
Aus Philipp Benz wurde Phil Bennett, aus Horst Fischer wurde Hank Fisher, aus Wilfried Haus wurde Fred House, aus Peter Gebauer wurde Pete Peasant. „Gebauer“ lässt sich schlecht übersetzen, wohl aber „Bauer“. Das lässt sich mit „Peasant“ oder mit „Farmer“ übersetzen. Wegen des gleichen Anfangsbuchstabens „P“ fand Peter „Pete Peasant“ viel harmonischer als „Pete Farmer“. Damit war es passiert, man schrieb den Mai 1965…
Und so kam es, dass Peter Gebauer bei seinen musikalischen Aktivitäten sehr oft (aber durchaus nicht immer) auf seinen „Künstlernamen“ aus dem Mai 1965 zurückgriff. Im Laufe der Jahre gewöhnte man sich an diesen Namen, auch wenn Peter ihn natürlich zumeist als kleinen Gag bzw. als Spaß auffasste, ihn nicht allzu ernst nahm und nimmt.
Aber ganz ehrlich und mal Hand aufs Herz: Klingt www.pete-peasant.de nicht viel schöner und interessanter als www.georgpeter-gebauer.de 😊 …